By Herwig Hamperl
Die neue Prüfungsordnung verlangt: "Der Kandidat muß sich befähigt zeigen, an der Leiche die vollständige Sektion mindestens einer der drei Haupthöhlen auszuführen und den Befund sofort 1 niederzuschreiben . " Das klingt so, als würde der Gesetzgeber es als unbedingt notwendig ansehen, daß jeder approbierte Arzt im Stande sein müsse, eine Leichenöffnung kunstgerecht durch zuführen. Der Fach-Pathologe weiß, daß eine solche Forderung ebenso unerfüllbar ist, wie wenn guy von jedem Arzt verlangte, er müsse im Stande sein, jederzeit einen Magen zu resezieren: der Arzt wird in beiden Fällen intestine daran tun, sich an den Fachmann zu wenden. Die Forderung der Prüfungsordnung kann additionally kaum darauf abzielen, vom Studierenden ein Wissen und eine Fertigkeit zu verlangen, die sich nur in jahrelanger Übung, nicht aber in einem zweistündigen Semestralkolleg erwerben läßt- reicht doch dieses gerade aus, um ihm die einfachsten Handlungen bei der Leichen öffnung vorzuführen. Der Sinn der Prüfungsanforderung muß meines Erachtens in etwas anderem liegen: Nirgends lernt der Studierende den die ganze naturwissenschaftlich orientierte Medizin durchziehenden Unterschied zwischen der objektiven Feststellung eines gegebenen Sachverhaltes und seiner subjektiven Ausdeutung, den Unterschied zwischen Befund und Diagnose so klar zu erkennen, wie bei der Leichenöffnung, der Erfassung des Organbefundes und der sich darauf aufbauenden pathologisch anatomischen Diagnose. In diese neue Welt wird der Studierende im pathologisch-anatomischen Sektions- und Demonstrationskurs eingeführt, und er hat bei der Prüfung zu beweisen, daß er sich in ihr bewegen kann.
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Sample text
Dann wird der Sinus sagittalis superior im Stirnhirnbereich mit dem Messer zart geritzt und von dieser Öffnung aus mit der Schere soweit wie möglich nach dorsalwärts zu aufgeschnitten. Nundurchtrennen wir die Dura entlang dem Sägeschnitt, indem wir vorne neben der Falx eine kleine Durafalte mit der Pinzette aufheben, einschneiden und durch diese Lücke die Schere entlang dem Sägeschnitt bis zur Mittellinie am Hinterhaupt gleiten lassen. Dabei muß man aber darauf achten, daß die Schere zu zwei Drittel geschlossen ist und möglichst tangential gehalten wird, damit das unter der Dura liegende Scherenblatt nicht in das Gehirn eindringt und dieses verletzt.
Wenn wir aber bloß das ausdrücken sollen, was wir wirklich sehen, dann dürfen wir z. B. " Genauigkeit. Wir haben zu trachten, bei der Beschreibung die größte Genauigkeit walten zu lassen. "Groß" und "klein" sind ganz unbestimmte Begriffe, die eine richtige Bedeutung erst dann bekommen, wenn wir sie stillschweigend auf bekannte (normale) Größenwerte beziehen. Nun gibt es aber sehr viele Veränderungen, für die keine normalen Vergleichsobjekte zur Verfügung stehen. In diesen Fällen ist der Bezeichnung "groß" oder "klein" durch Vergleich mit bekannten Dingen erst ein bestimmter Inhalt zu geben.
Man geht nun mit der Schere in das Nierenbecken unmittelbar oder über den Weg eines Nierenkelches ein, schneidet es auf und setzt den Schnitt gleich in den Ureter bis an die Harnblase fort . Dabei muß man eine beim Einschneiden eventuell am unteren Pol stehengebliebene Brücke von Nierenparenchym durchtrennen. Die Harnblase eröffnen wir in der Mittellinie ihrer Vorderwand, indem wir entweder von der durchschnittenen Harnröhre, oder wenn wir sie nicht finden können, von dem Harnblasenscheitel her mit der Schere einschneiden.